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Publish – in English – or perish

1989 erschien die erste Ausgabe der UWSF. In den beiden Jahren zuvor, als Otto Hutzinger mit mir die Zeitschrift plante und konzipierte, sagte er: „Die Zeitschrift bleibt rein Deutsch, abgesehen von den zusätzlichen englischsprachigen Abstracts. Ich will keinen Mischmasch von Deutsch und Englisch in der Zeitschrift. Wir brauchen natürlich eine englischsprachige Zeitschrift, aber die gründen wir später, wenn UWSF Fuß gefasst hat. Für eine deutschsprachige Zeitschrift ist jetzt der Markt da.“

Das war die eine Seite. Auf der anderen Seite träumte er von einer europäischen Zeitschrift in allen relevanten Sprachen. Als wir dann die international konzipierte englischsprachige ESPR (Environ Sci Pollut Res) gegründet hatten, träumte er von einer Zeitschrift in allen wichtigen Weltsprachen.

Otto Hutzinger ist anglophil. In der deutschen Sprache hat er sich nie recht zu Hause gefühlt, weil ihm entweder Anglizismen oder Austriazismen auf die Zunge kamen, denn er stammt ja aus Wien. Er hat auch nie gerne Vorlesungen auf Deutsch gehalten. So kommt es, dass in den vielen Jahren seiner UWSF-Herausgeberschaft (1989 bis 2005) relativ wenige Beiträge von ihm existieren. Und doch sagt er in einem Editorial mit dem Titel „Publish – in English – or Perish?“ (Hutzinger 1989) Folgendes:

„In Hochschule und im Forschungsbereich gehört der Umgang mit der englischen Sprache zur täglichen Praxis – allerdings auch hier generationenbedingt. Der Bereich der Juristen, der Ingenieure, der Techniker, der Umweltschutzbeauftragten, der Ämter, Behörden und Ministerien, der Umweltschutzverbände und der Medien indessen ist traditionsgemäß mit der englischen Sprache nicht in diesem Maße verbunden. Hier sind umfassende, kritische, sachliche, interdisziplinäre, nationale sowie internationale Informationen in deutscher Sprache vonnöten, soll das Ziel – nicht nur der Zeitschrift – erfüllt werden, die Umweltwissenschaften als Netzwerk für alle Bereiche sichtbar zu machen. Der Herausgeber hat jahrelang in den USA und Kanada gelebt und gearbeitet und ist insofern vom Segen der englischen Sprache als ‚Lingua Franca‘ überzeugt; der bekannte Satz ‚publish – or perish‘ könnte beinahe lauten ‚publish – in English – or perish‘. Daran wird sich auch in Zukunft nicht viel ändern. Neben dem selbstverständlichen und geläufigen Gebrauch der englischen Sprache jedoch wird es wieder wichtig werden, in wissenschaftlichen und technischen Bereichen eine gewisse deutsche Sprachkultur zu pflegen. Notwendig ist das vor allem, zur Vermeidung von Missverständnissen, in den interdisziplinären Umweltwissenschaften. … Für die internationale Resonanz der wissenschaftlich-experimentellen Originalarbeiten wird dennoch gesorgt. … 1) Mit Kurzmitteilungen, die rasch veröffentlicht werden, kann die Priorität festgelegt werden; die ausführliche Fassung könnte in internationalen Zeitschriften in Englisch publiziert werden. 2) Die Ergebnisse mehrerer Originalarbeiten können zusammengefasst und als Beitrag mit Übersichtscharakter für den deutschsprachigen Raum in unserer Zeitschrift erscheinen.“

Diese Aussagen hatten viele Jahre lang Gültigkeit, und die Zeitschrift blühte und gedieh dabei. Aber: Otto Hutzinger kümmerte sich auch nicht um den Impact Factor, brauchte es damals auch nicht. Er kannte dieses Bewertungssystem, schätzte es aber aus mancherlei Gründen nicht; nur von der eigentlichen Idee war er fasziniert.

Noch 2001 sagten wir in einem Editorial „Über die Zukunft deutschsprachiger wissenschaftlicher Zeitschriften“ (Hutzinger und Heinrich 2001):

„Heute wie vor 13 Jahren … sind wir überzeugt, dass sie [die Zeitschrift] einem Bedarf entgegenkommt. … Wir unterstützen die Tendenz, neue Forschungsergebnisse in englischsprachigen Zeitschriften zu publizieren. In UWSF sollen Originalbeiträge von lokalem Interesse publiziert werden, die in internationalen Zeitschriften eher fehl am Platze sind. Es sollen gute Übersichten publiziert werden, welche die internationale Literatur kritisch bewerten und dem neuesten Stand des Wissens entsprechen.“

Doch das klang schon ein wenig wie „das Pfeifen im Walde“. Denn was war geschehen? Der Impact Factorist zum Qualitätsmerkmal einer Zeitschrift geworden, und nicht nur das. Wissenschaftler wurden und werden danach bewertet, Institute danach evaluiert. Wissenschaftliche Autoren konnten und können gar nicht anders, als in Zeitschriften mit einem hohen Impact Factor zu publizieren. Immer öfter hörten wir die Frage „Hat UWSF einen Impact Factor und wie hoch ist er?“ Deutschsprachige Zeitschriften aber wurden damals von ISI (Institute for Scientific Information) nicht akzeptiert. (Inzwischen hat sich das geändert, UWSF befindet sich jetzt im ersten Jahr der Evaluierung durch ISI für Web of Science.)

Das Konzept von Otto Hutzinger hatte seine Gültigkeit verloren. Autoren wollten nicht erst eine Kurzmitteilung in UWSF publizieren und die ausführliche Fassung in einer internationalen Zeitschrift. Sie glaubten – zu Recht – ihre Forschungsergebnisse damit verschenkt zu haben. Auch Originalbeiträge von lokalem Interesse und Übersichtsarbeiten sollten in internationalen Zeitschriften erscheinen. So kam es, dass wissenschaftliche Beiträge mehr und mehr ausblieben, und UWSF begann ein wenig zu darben – bis Otto Hutzinger 2005 das Zepter der Herausgeberschaft Henner Hollert übergab.

Und Henner Hollert kam, sah und siegte. Er brachte die SETAC Europe (German Language Branch) und sein gesamtes Netzwerk mit und erweiterte das Konzept der Zeitschrift. Seine Marschroute heißt „Bewährtes bewahren und Neues gewinnen“ (Hollert 2006). Die von Otto Hutzinger eingeführten Beitragsserien sind mit brisanten Themen belegt worden wie Meeresforschung, Biodiversität, regulative Ökotoxikologie, Energie und Umwelt. Überhaupt legt Henner Hollert großen Wert auf das Miteinander von wissenschaftlichen und regulatorischen Aspekten, doch das wird ein Thema des Editorials in der Augustausgabe sein. Auch hat er das Netzwerk der inzwischen vorhandenen internationalen Zeitschriften Environ Sci Pollut Res, J Soils Sediments, Int J Life Cycle Assess – die alle auf irgendeine Weise aus UWSF hervorgegangen sind – thematisch genutzt und gepflegt. Er setzte wieder ein Gremium von Mitherausgebern ein und besetzte es zum Teil mit seinen „jungen Löwinnen und Löwen“, die frisches Blut, neue Kontakte und interessante Themen in die UWSF brachten. Die Zeitschrift erlebte eine neue Renaissance – nicht zuletzt auch durch die Zusammenarbeit mit der GDCh-Fachgruppe Umweltchemie und Ökotoxikologie und dem VGöD (Verband für Geoökologie in Deutschland) – und wird jetzt, wie oben schon erwähnt, von ISI für Web of Science evaluiert.

Es blieb jedoch nicht aus, dass wir immer öfter und immer intensiver an die Sprachbarriere der Zeitschrift gestoßen sind, auch durch die Nähe zu SETAC Europe und aus den oben genannten Gründen. Immer öfter wurde die Frage diskutiert, englischsprachige Beiträge in UWSF aufzunehmen.

Dann kam 2008 die Zeitschrift – zusammen mit Environ Sci Pollut Res, J Soils Sediments, Int J Life Cycle Assess – von ecomed/Hüthig zum Springer-Verlag; zu einem internationalen Verlag also, mit einem ganz anderen Vertriebskonzept, in dem die großen globalen Konsortien eine wichtige Rolle spielen. Und UWSF ist deutschsprachig.

Im Sommer 2009 fand eine Verlagskonferenz statt, in der beschlossen wurde, die Leser u. a. zu fragen, ob sie mit der Aufnahme von englischen Beiträgen einverstanden sein würden. Diese Umfrage wurde in der Oktoberausgabe 2009 publiziert (Heinrich und Hollert 2009) und brachte ein eindeutiges Ergebnis: 63 % der Zuschriften bejahten die Öffnung der Zeitschrift für englische Beiträge.

Die Meinung unserer Leser gab den Ausschlag. Ab dieser Ausgabe publiziert UWSF auch auf Englisch. Dabei ist eine Nähe zu Environ Sci Pollut Res nicht vorgesehen und wird auch, bedingt durch das unterschiedliche Konzept von UWSF, nicht entstehen. Von diesem Konzept wird im Editorial der Augustausgabe die Rede sein.

Allerdings stimmten auch nur 22,5 % der Leser zu, die Zeitschrift ganz auf Englisch umzustellen, und selbstverständlich tragen wir diesem Ergebnis ebenfalls Rechnung. Alle Bereiche, die Otto Hutzinger (s. o.) nannte – Juristen, Ingenieure, Techniker, Umweltschutzbeauftragte, Ämter, Behörden, Ministerien, Umweltschutzverbände, Medien – werden weiterhin ihre Beiträge in deutscher Sprache vorfinden.

Wir erhoffen uns von dieser Maßnahme insbesondere Zweierlei: 1) eine größere Bereitschaft der Autoren, auch Originalarbeiten und Übersichtsbeiträge in UWSF zu publizieren, da dies jetzt auf Deutsch oder auf Englisch möglich ist, und 2) neue Vertriebswege zu gehen und dabei das Potenzial von Springer zu nutzen.

Diese Ausgabe enthält drei englische Beiträge. Zwei gehören zu einer neuen Beitragsserie „Implications of GMO-Cultivation and Monitoring“:

  1. 1.

    Monitoring of Bt-Maize pollen exposure in the vicinity of the nature reserve Ruhlsdorfer Bruch in northeast Germany 2007 to 2008.

  2. 2.

    Regionalisation of flora elements in field boundaries sensitive to hybridisation with genetically modified oilseed rape.

Interessanterweise ist diese neue Serie eine Harmonisierung von zwei bereits bestehenden: Die Serie „GVO-Monitoring“, herausgegeben von Winfried Schröder und Frieder Hofmann, erschien 2008 in UWSF mit dem Vorläufer des aktuellen Beitrages (Nr. 1) (Hofmann et al. 2008).

Die Serie „Implications of GM-Crop Cultivation“, herausgegeben von Winfried Schröder und Gunther Schmidt, erschien in Environ Sci Pollut Res von 2009 bis 2010 mit acht Beiträgen; sie wird jedoch dort nicht fortgesetzt, weil ESPR generell keine Beitragsserien mehr publiziert. So haben sich die drei Herausgeber der beiden Serien zusammengetan, um für UWSF aus den beiden bestehenden eine neue Beitragsserie zu entwickeln, in der über das „Monitoring“ auch der regulatorische Aspekt zum Tragen kommt. In der Präambel zum Beitrag (Nr. 1) sagen sie:

“The aim of this harmonization was to meet the challenges caused by changes in 1) risk assessment on the one hand and 2) regulation of GMO cultivation in the EU on the other hand. The process of developing appropriate scientific methods for risk assessment and monitoring stepped over from the national to the European level. The current challenge is to harmonize scientific methods and means for risk assessment, monitoring and regulation within the EU. This implies the integration of scientific and regulatory aspects.“

Beide Beiträge stellen jeweils eine Methodik dar, die in den europäischen Bereich ausstrahlt – und auch zum europäischen Gedanken wird das Editorial der Augustausgabe Auskunft geben.

Der dritte Beitrag widmet sich dem EU-Projekt MODELKEY im Zusammenhang mit der EU Water Framework Directive (WFD). Es geht um den guten ökologischen und chemischen Zustand europäischer Flüsse. MODELKEY fasst ein Maßnahmenpaket zusammen, mit dem dieses Ziel der WFD erreicht werden könnte.

Call for papers Bitte reichen Sie deutsch- und englischsprachige Beiträge über das Submission System der UWSF ein, den „Editorial Manager“: http://uwsf.edmgr.com.

Die Autorenrichtlinien sehen Sie sich bitte auf dieser Webseite an: http://www.springer.com/environment/journal/12302.

Literatur

  • Heinrich AB, Hollert H (2009) Zur zielgruppengerechten Gestaltung der UWSF. Umweltwiss Schadst Forsch 21(5):417–418

    Article  Google Scholar 

  • Hofmann F, Epp R, Kalchschmid A, Kruse L, Kuhn U, Maisch B, Müller E, Ober S, Radtke J, Schlechtriemen U, Schmidt G, Schröder W, von der Ohe W, Vögel R, Wedl N, Wosniok W (2008) GVO-Pollenmonitoring zum Bt-Maisanbau im Bereich des NSG/FFH-Schutzgebietes Ruhlsdorfer Bruch. Umweltwiss Schadst Forsch 20(4):275–289

    Article  Google Scholar 

  • Hollert H (2006) Der neue Herausgeber stellt sich vor: Umweltwissenschaften und Schadstoff-Forschung – interdisziplinäre Zeitschrift für Umweltchemie und Ökotoxikologie im Kontext. Umweltwiss Schadst Forsch 18(1):1–2

    Article  Google Scholar 

  • Hutzinger O (1989) Publish – in English – or perish? Umweltwiss Schadst Forsch 1(3):1–2

    Article  Google Scholar 

  • Hutzinger O, Heinrich A (2001) Über die Zukunft deutschsprachiger wissenschaftlicher Zeitschriften. Umweltwiss Schadst Forsch 13(1):1

    Article  Google Scholar 

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Heinrich, A. Publish – in English – or perish. Environ Sci Eur 22, 165–167 (2010). https://doi.org/10.1007/s12302-010-0132-7

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