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  • Leitartikel
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Umweltethik und die Realität des Umwelthandelns am Beispiel Klimaschutz

Climate protection. Environmental ethics and the reality of environmental behaviour

Zusammenfassung

Ziel und Hintergrund

Der Beitrag behandelt die seit Jahren in den Umweltwissenschaften diskutierte Diskrepanz zwischen Einstellung und Verhalten. Er knüpft an die Diagnose an, dass diese Diskrepanz vor allem dadurch zu erklären sei, dass die Gewohnheiten des einzelnen, sein Lebensstil, seine Bequemlichkeit und sein Bedürfnis nach Wohlbefinden ihn (trotz vorhandenen Umweltbewusstseins) an einem umweltgerechten Verhalten hindern. Diese Diskrepanz wird moralphilosophisch reflektiert.

Schwerpunkte

Die Moralphilosophie behandelt seit der Antike die Frage, warum man trotz richtiger Ansichten gegen das als ‚gut’ und ‚richtig’ Erkannte verstößt. Die klassische Antwort auf diese Frage lautet: Wenn jemand wider Wissen gegen das ‚Beste’ handle, so sei er nicht im Besitze klaren Wissens, sondern er habe nur eine Meinung; um bloße Meinung und nicht klares Wissen handle es sich, wenn es nicht ein ‚entschiedenes Urteil’, sondern ein ‚nachgiebiges’ sci, das von der Lust überwältigt wird. Ethik verfolgt das Ziel, Verhaltensnormen durch den śzwarglosen Zwang guter Argumente’ zu begründen, sie zu fundieren; man könnte daher annehmen, dass sie zu ‚entschiedenen Urteilen’ führen kann. Diese Hypothese wird anhand ethischer Argumente für den Klimaschutz überprüft.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen

Klimaschutzethik bzw. Umweltethik erweist sich bei näherer Betrachtung als strittiges Unternehmen, so dass von ihm die angenommene Sicherungsleistung nicht ausgehen kann. Letzteres resultiert auch daraus, dass die Umweltethik zu sehr auf die kognitive Überzeugungsleistung ihrer Argumente setzt; ethische Argumente müssen aber, damit sie handlungsleitend werden, auch emotionale Schichten ansprechen. Auf der Grundlage der Untersuchung naturpositiver Emotionen und Einstellungen wird diskutiert, wie die nötige ‚Ansprache des Gefühls’ erfolgen kann.

Abstract

This paper discusses the discrepancy of attitude and behaviour in an environmental protection from the point of view of philosophy. Coming from the classical thesis of moral philosophy, that someone who infringes the ‘good’ has no secure knowledge, it examines how ethical arguments can contribute to get such a knowledge. The result of this study is that the logical power of persuasion alone is not able to acquire such a knowledge; and in order to obtain practical efficiency, ethical arguments should converse to emotional stratifications of personality. Based on the examination of positive feelings for nature, the paper discusses how this can happen.

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OnlineFirst: 07. Juni 2004

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Theobald, W. Umweltethik und die Realität des Umwelthandelns am Beispiel Klimaschutz. UWSF - Z Umweltchem Ökotox 16, 219–222 (2004). https://doi.org/10.1065/uwsf2004.06.082

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