- IN MEMORIAM
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Hans-Joachim Schallnaß (1957–2007)
Environmental Sciences Europe volume 20, pages 301–302 (2008)
Nach langer Krankheit ist am 29. Dezember 2007 unser Kollege und Freund Dipl.-Biologe Hans-Joachim Schallnaß verstorben.
Hans studierte von 1978 bis 1987 Zoologie, Botanik und Vor- und Frühgeschichte an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt a. M. Sein grundlegendes akademisches Interesse an der Biologie wurde schon während des Studiums von praktischen Erwägungen für eine Verbesserung der Studienbedingungen und der Umsetzung biologischer Erkenntnisse zur Lösung von Umweltproblemen begleitet. Seine Diplomarbeit schrieb Hans am ehemaligen Battelle-Institut e. V. in Frankfurt a. M. im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts „Auffindung von Indikatoren zur prospektiven Bewertung der Belastbarkeit von Ökosystemen“. Die Professoren Bruno Streit (Frankfurt) und Ludwig Beck (Karlsruhe) betreuten seine Diplomarbeit über „Untersuchungen zur Ökologie und Ökotoxikologie der Diplopoden im Buchenwald“.
Schon bei der Anfertigung der Diplomarbeit offenbarte Hans die Fähigkeit, sich schnell in ein sehr anspruchvolles Thema wie die Taxonomie der Diplopoden einzuarbeiten und den Erkenntnisstand weiter zu entwickeln, ohne dabei die essenziellen Bezüge zu den übergeordneten Zielen des Projekts aus den Augen zu verlieren. Diese Eigenschaft, sowohl wissenschaftliche Details als auch strategische Zusammenhänge zu erkennen, war in späteren Jahren bei vielen, sehr unterschiedlichen Anlässen der entscheidende Faktor, der zur erfolgreichen wissenschaftlichen Arbeit und der eigenverantwortlichen Gestaltung seines Arbeitsumfeldes beitrug.
Noch als Diplomand beteiligte sich Hans am Aufbau der neuen Arbeitsgruppe „Ökotoxikologie“ am Battelle-Institut. Seine organisatorischen und technischen Fähigkeiten ließen ihn trotz seiner Jugend schnell zu einem zentralen Bestandteil der Arbeitsgruppe werden. Mit der Beschaffung des ersten Computers für die Arbeitsgruppe war der Grundstein für seine umfassenden Hard- und Softwarekenntnisse gelegt, die er selbstlos in den Dienst der Arbeitsgruppe stellte. Obwohl es ihm ein Leichtes gewesen wäre, in prosperierende Firmen der Datenverarbeitung zu wechseln, setzte er sein Talent im Umgang mit Rechnern und technischen Anlagen in der Biologie und im Umweltschutz ein. Sein Ruf, immer komplexere Probleme mithilfe der elektronischen Datenverarbeitung zu lösen oder mit den von ihm entwickelten Steuerungssystemen Versuchsanlagen zu optimieren, ist legendär. Viele Anekdoten kreisen um die oftmals gemachte Erfahrung, dass allein sein Erscheinen in einem Raum den dort „streikenden“ Rechner wieder in Funktion setzte. Von Zeit zu Zeit entfloh Hans den Anforderungen des Schreibtisches und Labors und genoss es, sich im wahrsten Sinne des Wortes in die Freilandarbeit hineinzuwühlen, auch an exotischen Plätzen wie zum Beispiel im Küstenregenwald Südbrasiliens.
Sein nimmermüder Tatendrang und unerschöpflicher Optimismus waren 1993 mit ausschlaggebend dafür, zusammen mit zwei Kollegen die Gründung einer neuen Firma, der ECT Oekotoxikologie GmbH, zu wagen. Hans richtete die Labors und das Computernetzwerk ein, er plante und führte die ersten Experimente durch, leitete neue Mitarbeiter an und verhandelte mit Lieferanten. Die wachsende Firma und die Rolle des Geschäftsführers erweiterten die Aufgaben auf Personalführung, Projekt- und Finanzverwaltung. Irgendwie fand er daneben noch Zeit, wichtige Beiträge für wissenschaftliche Publikationen auf dem Gebiet der statistischen Auswertung biologischer Daten zu schreiben.
Hans-Joachim Schallnaß war das Herzstück der ECT Oekotoxikologie GmbH. Obschon von der Krankheit gezeichnet, versprühte er bis zu seinem letzten Bürotag Freude am Leben und an der Arbeit. Neben seinem fachlichen Können war es besonders diese Eigenschaft, die uns Vorbild war und die Firma aus manch schwierigen Situationen herausführte. Er konnte analysieren, entscheiden, überzeugen, unterstützen und fördern; Hans war immer ansprechbar, er konnte scherzen und ansteckend lachen. Er wird ein Vorbild für uns alle bleiben.
Sein gesamtes Berufsleben hat Hans der Ökotoxikologie gewidmet. Obwohl er selten in der wissenschaftlichen Öffentlichkeit aufgetreten ist, hat er als Mitgründer und langjähriger Geschäftsführer der ECT Oekotoxikologie GmbH in Flörsheim a. M. die Entwicklung der Ökotoxikologie durch intensive Diskussionen in kleinen Gesprächkreisen und durch die Einarbeitung und Ausbildung von neuen Kollegen und Studenten stark beeinflusst.
Hans-Joachim Schallnaß hinterlässt seine Frau, Annette, und zwei Töchter, Leonie und Nicola. Wir, die Kollegen und Freunde, möchten mit diesem Beitrag ein ehrendes Andenken an Hans bewahren.
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Knacker, T., Römbke, J. Hans-Joachim Schallnaß (1957–2007). Environ Sci Eur 20, 301–302 (2008). https://doi.org/10.1007/s12302-008-0018-0
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